Pedder: Volker, du bist jetzt seit 5 Jahren Präsident und 1. Vorsitzender des FCV und musstest in große Fußstapfen treten. Wie ist Dir der Generationswechsel im FCV gelungen?
Volker Conradi: Von Generationswechsel würde ich nicht sprechen. Das Team ist ja weitestgehend identisch. Die Anforderungen haben sich aber im Vergleich zu meinem Vorgänger Herbert Schäfer, insbesondere was den Zug anbelangt, extrem geändert. Während zu seiner Zeit die Kosten für den Zug deutlich unter 10.000.- € lagen müssen wir wegen der hohen Sicherheitsauflagen heute rund 20.000.- € aufbringen. Abgesehen auch von dem Mehraufwand. Mittlerweile sind 5 Personen alleine mit der Zugorganisation beschäftigt. Aber um es klar zu sagen: wir haben ein gutes Team und jeder arbeitet gerne für den Verein. Gerade was das Aushängeschild für Finthen den Zug anbelangt.
Pedder: Für die Finther war es ja erst einmal schwierig, dass jemand der nicht in Finthen wohnt an der Spitze des FCV steht. Deine Kontakte in unzählige Vereine und in der Stadt Mainz haben aber sicher einen ähnlich hohen Gehalt wie die von Herbert Schäfer. Das hat geholfen, oder?
Volker Conradi: Ich denke, dass es generell nicht wichtig sein sollte ob man nun aus Finthen oder Weisenau oder aus einem anderen Vorort kommt (nur Wiesbaden geht wirklich nicht!). Spaß beiseite: was zählt ist, wie man sich in dem Verein einbringt und welche Vorteile hierdurch der Verein hat. Ich bin seit 22 Jahren jetzt im FCV und wenn man sich die Ergebnisse der letzten Jahre anschaut, wo der FCV immer mit einem positiven Ergebnis aufwarten konnte, haben wir alle zusammen nicht allzu viel falsch gemacht.
Pedder: Schwierige Zeiten sowohl finanziell als auch politisch erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Die Namens-Rechte am Finther Zug, neue Sponsoren und neue Konzepte sind unumgänglich. Können in solchen Zeiten die Traditionen des Zuges aufrecht gehalten werden?
Volker Conradi: Wie schon erwähnt sind die Kosten für den Zug hoch und können alleine von unseren Veranstaltungen nicht gedeckt werden. Neben der Unterstützung durch unsere 111er hat sich auch die Vermarktung des Zuges als weiteres Standbein entwickelt. Die Partnerschaft mit der VR Bank und weiteren regionalen Firmen, insbesondere aus Finthen, sind absolut notwendig.
Was die Tradition des Zuges anbelangt stellt sich die Frage: was ist Tradition? In den letzten Jahrzehnten hatte sich der Zug zum zweitgrößten Fastnachtsumzug in der Region entwickelt. Dieser Trend ist inzwischen rückläufig, da diese Großveranstaltung wie der Rosenmontagumzug auch Publikum anzieht, das man nicht haben möchte. Obwohl immer mehr Polizei im Einsatz ist, können Auswüchse nicht verhindert werden und dies hat dazu geführt, dass viele Garden, trotz intensiver Gespräche, nicht mehr nach Finthen kommen. Ich hätte gerne wieder Tradition mit den Vereinen und Fastnachtsgarden! Einen schönen Umzug für fröhliche Menschen und Familien ohne Randale.
Pedder: Der FCV hat im Moment etwa 190 Mitglieder. Die sind natürlich nur zum Teil bei d n "aktiven" organisiert. Kleine Vereine können ohne Helfer kaum noch überleben, dem FCV wird es da kaum anders gehen. Wo drückt der Schuh am meisten?
Volker Conradi: Immer weniger Personen müssen immer mehr leisten. Beispiel: Nachdem ich vor 4 Jahren dem FCV ermöglicht hatte einen Bierwagen bei der Mainzer Johannisnacht zu betreiben um mit diesen Einnahmen zusätzliches Geld für den Zug zu verdienen, können die vier Veranstaltungstage nur dadurch gestemmt werden, dass vier Personen bereit sind sich jeweils drei Abende und Nächte in den Dienst der Sache zu stellen. Unsere kompletten Veranstaltungen werden von nur gut einem Dutzend Personen gestemmt und hiervon sind alleine fünf für den Zug notwendig.
Pedder: Eine nicht leichte Aufgabe um die dich sicherlich nicht viele beneiden. Wie behältst du bei aller Sorge um den Verein den Spaß an der 5. Jahreszeit?
Volker Conradi: Wer in der Fastnacht aktiv ist hat fast keine Zeit zu feiern, da andauernd etwas zu organisieren ist. Da ich mit anpacke und mich nicht auf das repräsentieren beschränke kann ich eigentlich erst am Rosenmontag Fassenacht feiern, was nicht heißt, dass es auch mittendrin schöne Zeiten gibt.
Pedder: Danke für die offenen Worte und viel Erfolg weiterhin.